Sunday, July 13, 2008

Stand der Dinge

Nach dreijährigem provisorischem Betrieb werden unsere Politiker dieses Jahr die Entscheidung über die Zukunft des Freibads fällen. Das könnte sogar recht schnell gehen. Es sind alle Varianten in Diskussion: Komplette Schließung, Kostenreduzierung durch Verkleinerung des 50-Meter-Beckens oder Sanierung und Erhalt im bestehenden Umfang.

Für den Erhalt setzt sich aber einzig und allein die SPD ein, die nur eine der Oppositionsparteien ist. Es sieht also nicht gut aus.

Es gibt viele Bürger in dieser Stadt, die dieser Haltung fassungslos gegenüberstehen. Vor drei Jahren wurden 5800 Unterschriften für den Erhalt des Freibads gesammelt. Nun werden uns Zahlen von bis zu 3 Millionen Euro genannt, welche die Sanierung kosten würde, ein Betrag, den man nicht aufbringen könne.

Ob diese Zahlen wirklich stimmen, wissen wir nicht, denn kein unabhängiger Gutachter hat sie erstellt. Aber selbst wenn – die Fakten zeigen, dass der Untergang des Freibads GEWOLLT ist! Schon lange hat man das Bad einfach sterben lassen.

Werfen wir doch einen Blick zurück: Schon jahrzehntelang hat man kaum noch in das Freibad investiert, wichtige Instandhaltungsarbeiten (wie z.B. die Erneuerung der Wasserfilter) einfach verschoben oder unterlassen. In den 90er Jahren waren einige Fliesen auf der Sonnenterrasse kaputt. Man sperrte die Terrasse statt die Fliesen zu reparieren. Inzwischen hat die Zeit ihr übriges getan und es regnet in die darunterliegenden Dusch- und Umkleideräume. Man hat diese dann vor ein paar Jahren einfach gesperrt.

Der Sprungturm bleibt schon seit Jahren geschlossen weil er reparaturbedürftig ist. Und vor vier Jahren ließ man einfach während der ganzen Badesaison das Nichtschwimmerbecken geschlossen. Unfassbar! Nur dem Druck durch die erfolgreiche Unterschriftenaktion und den bevorstehenden Kommunalwahlen, vor denen sich die CDU bei den Bürgern nicht unbeliebt machen wollte, ist es zu verdanken, dass das Nichtschwimmerbecken zumindest provisorisch instand gesetzt wurde. Schließlich war eines der Becken im Babybereich defekt – man hat es einfach mit Sand gefüllt (und in der Presse als etwas Tolles verkauft). In das inzwischen zu einer schmucklosen Einöde zurückgebaute Becken zieht es kaum noch Babys.

Kein Wunder also, dass eine Freibadsanierung teuer wäre bei einem solch enormen Investitionsrückstau. Ich sage noch einmal: Das kann nur so GEWOLLT sein.

In unvergleichlich zynischer Weise wird uns außerdem vorgehalten, die Besucherzahlen wären in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Wen wundert das? Unser Freibad war einmal sehr attraktiv. Was ist es nun? Ein einziger Jammer, den sich viele Besucher nicht mehr antun möchten. Als einzige Attraktion ist uns dieses schöne lange 50-Meter-Becken geblieben. Wenn nun dieses auch noch verkleinert wird, was bleibt dann?

Und noch etwas drückt die Besucherzahlen drastisch nach unten: Seit drei Jahren hat die Firma monte mare, die das Freizeitbad im Auftrag der Stadt betreibt, das Recht, das Freibad bei schlechtem Wetter zu schließen. Das ist praktisch, weil man dann das Personal nach Hause schicken darf und Kosten spart. Was “schlechtes Wetter” ist, wird dabei von monte mare mit Billigung der Stadt enorm großzügig ausgelegt.

Zum Beispiel am heutigen Sonntag um 16 h bei ca. 20°C an einem etwas wolkigen, aber trockenen Tag in den Schulferien stand ich vor verschlossener Tür. Und das war nicht das erste Mal, dass es mir so ging. Ich weiß auch von anderen, denen das auch bei weitaus wärmeren Temperaturen genauso ging. Wem das öfters passiert, der ärgert sich und geht künftig anderswo schwimmen. Außerdem schließt das Bad abends 1 1/2 Std. früher als noch vor Jahren.

Schauen Sie doch bitte alle regelmäßig am Freibad vorbei und beschweren Sie sich, wenn es unrechtmäßig geschlossen ist. Sie können sich zwar an Herrn Kuczewski, den Betriebsleiter, oder seinen Stellvertreter, Herrn Bart wenden, doch denken Sie dran: Es sind unsere Machthaber in der Stadt, die Ihnen die freie Hand lassen. Beschweren Sie sich also beim Bürgermeister, bei seiner rechten Hand, Herrn Gerhards oder beim Amt für Sport, Jugend und Kultur.

Wir können vielleicht nicht viel erreichen, doch wir sollten uns nicht verscheißern lassen. Wir sollten unsere Meinung sagen und die Wahrheit über das Freibad allen unseren Freunden und Bekannten weitererzählen.

Posted by Bürgerinitiative Freibad Obertshausen in 21:29:11 | Permalink | Comments Off